- Mein Weg nach Heute

Abnehmen, ja das ist das einzige Thema in meinem Leben seit ich denken kann. Bis zu meinem 18 Lebensjahr war es immer nur ein verzweifelter Versuch der niemal Früchte trug. Doch plötzlich hatte ich es "geschafft". Es war der Augenblick in meinem Leben. Endlich aus meinem Elternhaus ausziehen. Ab da gab es keinen vollen Kühlschrank mehr in der Küche der mich alle 20 Minuten rief. Die Freude ein "neues" Leben zu beginnen war zu gross. Keine Eltern mehr. Nur ich mit mir allein. Ich konnte machen was ich wollte. Der Gedanke daran war für mich damals schon größer als ich mir hätte wünschen können. Neue Wohnung, neue Freunde, neue Gewohnheiten, neuer Freund... Und er war der hübscheste Junge den ich mir hätte für mich jemals vorstellen können. Nichts Essen war nicht mehr schwer. Denn ich hatte alles wovon ich je geträumt hatte. Und davon ernährte ich mich 5 Tage die Woche. Der Hunger der am 6. und am 7. Tag wuchs, wusste ich inzwischen mit anderen Dingen zu stillen. Denn meine neuen "Freunde" versorgten mich am Wochenende mit Extasie und Kokain. Die Zauberlösung für jeglichen Hunger. Ein Pillchen hier ein Pillechen da, und den Hunger einfach verschwinden lassen. Natürlich verschwand damit aucher jedes Bewusstsein der Vernunft. Und damit dachte ich es geschafft zu haben. Ein Leben ohne Essen und ohne Hunger. Dieses Leben kam mir nicht nur in Gedanken zu gross.

Inzwischen sind seit dieser Zeit 10 Jahre vergangen. Und manchmal scheint es mir fast eigenartig das ich mit dieser Geschichte von MEINER Vergangenheit erzähle. Ein Jahr nach meinem Auszug bei meinen Eltern, und vielen vielen Extasie Tabletten später, war ich nun dünn. Dünn, beliebt und die Freundin des wohl hübschesten Jungen den ich je gesehen hatte. Ich schwappte vor Glück über. 47 Kilo wog mein Traum. Und ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen, wie mein Traumprinz J. mich 19 Kilo leichter in seinen Armen trug. Wie eine Elfe in ihrem Paradies. Und ich genoss es... und lebte es mit meiner ganzen Leidenschaft. Doch mein Traum sollte schnell vorbei sein.

Eine Nacht zu viel getanzt und ich wachte im Krankenhaus wieder auf. Neben mir meine weinende Mutter und mein schweigender Vater. Weinend und schweigend, das beschreibt sie am besten.  Darauf hin folgten Therapien und Kontrolle. Zum Teil war ich erleichtert, denn mein Hunger tauchte inzwischen auch in den anderen 5 Tage der Woche auf. Doch wie stellten sich das die Ärzte vor. 5 Mahlzeiten am Tag und diese Portionen??? Meine Mahlzeiten waren weit von dem entfernt was mir "verschrieben" wurde. Inzwischen konnte ich nur mehr zwei Dinge. Nichts Essen - oder alles Essen. Volle Säcke mit frittiertem, ganze Kuchen zum Teil gefroren, essen bis ich voll war. Von meinem Magen aber direkt in den Abfluss. Und war ich erst mal fertig mit der hetzerei, ging es 20 Minuten spaeter wieder von vorne los.
Denn nun folgte die Bulemie!!! Ich begann mich zu isolieren. Statt Drogen hatte ich inzwischen die Klinge entdeckt. Die ach so treue, feine Klinge auf die immer Verlass war. Eine Achterbahn der Gefühle verfolgte mich jeden Tag. Bis ich irgendwann nicht mehr konnte. Ein Jahre später mein Suizidversuch. Es folgten Klinikaufenthalte über Monate. Wieder abnehmen. Wieder zunehmen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erfahren das 3 meiner damaligen "Freunde" bereits an den Drogen verstorben waren. Glück im Unglück dachte ich, da ich mich inzwischen um meine Bulemie kümmern musste. Oder besser gesagt meine Buelmie um mich. Auch J. war erleichtert bei mir geblieben zu sein, und sich von allem distanziert zu haben. Aber die Achterbahn ging weiter: Ich wurde schwanger. J. und ich sollten Eltern werden. Doch auch dieser Traum sollte nur von kurzer Dauer sein.

Zwei Monate später verlor ich das Kind. Wie sollte es denn in diesem selbstzerstörerischen Körper auch überleben. J. ging es immer schlechter. Die Zeit der Drogen brachte die Rechnung. Und so musste er ebenfalls regelmäßig zum Psychiater und bekam inzwischen doppelt so viele Medikamente wie ich. Was für ein trauriges Leben wir mit nur 22 Jahren führten. Wo würde das alles hinführen. Was für eine Zukunft sollte uns das versprechen. Und dann plötzlich der Tropfen im vollen Glas: Er rief mich an und sagte: "Schläfst du schon? Ich geh jetzt auch schlafen, bin total kaputt!" Nach diesem Gespräch ist er nie wieder aufgewacht. Die Medikamente die er bekam waren so stark dass sie in dieser Nacht aus ein paar Discogetränke eine tödliche Mischung für ihn mixten. Nach einer Woche Koma, haben die Ärzte die Maschinen absgeschalten. An diesem Tag nahm J. ein Stück von mir für immer mit.
Ich war 24 Jahre jung, Bulimikern mit autodestruktiven Verhalten,
single und hatte nichts mehr zu verlieren.

So entschloss ich von einem Tag auf den anderen zu verschwinden. Ganz weit weg zu gehn. Nichts sollte mich an meine Vergangenheit erinnern. Und damit wurde Spanien meine neue Heimat. Und es war gut so. Natürlich musste ich aus organisatorischen Gründen für eine Zeit immer wieder zurück. Mietvertrag, Handyvertrag, Rechnungen... usw. In ein anderes Land ziehen war doch nicht so einfach wie ich dachte. Aber ich hab es geschafft. Und es war die beste Entscheidung meines Lebens. Wieder von Anfang an... Neue Freunde, neues Leben, neue Wohnung neuer Traumprinz. Mein Leben heute lässt nicht das geringste von meiner Vergangenheit erahnen. Natürlich wird man nie ganz vergessen. Und viele verheilte Narben an meinem Körper werden mich immer daran erinnern wie glücklich ich jetzt sein darf.
Heute: Ich bin ich 29 Jahre alt, Ex-Bulimikerin, autodestruktives Verhalten fast unter Kontrolle, verliebt und frische Mama seit 31.10.2011!!!!

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wow... Sprachlos!
Da hast Du ja ganz schon was durchgemacht... hmm, weiß gar nicht was ich dazu sagen soll...
Aber es freut mich das Du den Neuanfang geschafft hast und Dein Glück gefunden hast, möge es auch immer bei Dir bleiben! ;)
Küsschen Eli

Juni hat gesagt…

Ich bewunder dich für deine Stärke.
Das du da rausgefunden hast, dass du wieder glücklich bist und versuchst dein Leben auf die Reihe zu bekommen. Das is so bewunderswert...
Ich wünsch dir echt alles Glück der Welt!

Anonym hat gesagt…

Wow, das trifft es wohl am Besten.
Ich find es echt unglaublich, das du es geschafft hast, dein Leben so positiv und aus eigener Willensstärke zu ändern.

Irgendwie bin ich total geflasht und weiß gar nicht genau, was ich sagen soll...

Anonym hat gesagt…

hey süße, jetzt hatt ich mal zeit zum lesen, aber eine frage konnte mir das alles nicht beantworten: wie verdienst du dein geld?bzw wie kannst du es dir leisten in spanien so ohne weiteres zu überleben? ich wüsste nur von mir: ich würd untergehhhhhn ;PP
und ich wunder mich,weil du soviel zeit hast am pc zu sein und ständig upzudaten <3

phoebe hat gesagt…

Hallo Fine,

als ich deine Geschichte gelesen habe, musst ich oft schlucken.
So einen Weg gehen zu müssen ist wohl das härteste, dass man sich vorstellen kann.
Umso mehr bin ich davon beeindruckt, dass du dich selbst da raus geholt hast. Deine Stärke ist wirklich bewundernswert und wohl beneidenswert.

Freue mich wirklich, über deinen Blog gestolpert zu sein und werde sicher öfters mal reinlesen!

Grüße,
phoebe

Anonym hat gesagt…

Hi.......
Also hut ab.......
Bin 28......auch viel durchgemacht. ....
Respekt

Glücklich wünsche zum Kind! !!!!!
Melde dich mal wenn du möchtest
Heraviolet85@gmail.com

Anonym hat gesagt…

Hi.......
Also hut ab.......
Bin 28......auch viel durchgemacht. ....
Respekt

Glücklich wünsche zum Kind! !!!!!
Melde dich mal wenn du möchtest
Heraviolet85@gmail.com

Mona {S.} hat gesagt…

Ich bewundere dich sehr! Du hast so viel durchgemacht & bist trotzdem hier- voll im Leben!

Jetzt kannst du mich
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